Sie erinnern an Opfer der nationalsozialistischen Diktatur im Sankt Wendeler Land: die sieben Orte gegen das Vergessen. Sie bestehen aus Sitzgelegenheiten sowie jeweils einer Stele mit Gedenktafel. Nun wurden die Gedenktafeln erneuert und stellvertretend für alle in Sötern, an einem der sieben Orte, vorgestellt.
„Gemeinsam mit dem Adolf-Bender-Zentrum und der Kultur-Landschafts-Initiative Sankt Wendeler Land hatte der Landkreis Sankt Wendel 2014 die Orte angelegt“, erläutert Landrat Udo Recktenwald. „Es ging und geht dabei darum, die Namen, Gesichter und Geschichten der Opfer aus unserer Heimat zu erhalten, an sie zu erinnern.“ An den Gedenktafeln habe der Zahn der Zeit genagt, einige seien auch beschädigt worden. „Doch am Sinngehalt der Orte nagt der Zahn der Zeit nicht. Und wird es auch nie. Denn das verantwortungsbewusste Erinnern an die Gräuel der NS-Barbarei ist unser aller Aufgabe. Das Erinnern an das millionenfache Morden im deutschen Namen quer durch Europa, an das systematische und industrielle Auslöschen menschlichen Lebens. An das Ausgrenzen, Entrechten, Erniedrigen. An das Unvorstellbare, Bestialische. Das nicht nur weit entfernt passierte, sondern auch hier, vor unserer Haustür.“
Es gelte zudem, daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen. Eine Gegenwart, in der ein beängstigender Anstieg antisemitischer Straftaten, Einstellungen, Bemerkungen zu verzeichnen sei. Ein Anstieg der Demokratieskepsis bis hin zur Demokratiefeindlichkeit. Recktenwald: „Daher erinnern, gedenken, und vergegenwärtigen wir auch, dass wir wehrhaft sein, für Demokratie und Menschenrechte, für die Würde des Menschen eintreten müssen.“ Daher engagiere sich der Landkreis in der Erinnerungsarbeit. Etwa mit den sieben Orten gegen das Vergessen.
Auch die Gemeinde Nohfelden, in der Sötern liegt, ist engagiert. Dies bekräftigt Bürgermeister Andreas Veit: „Wir werden nicht nachlassen und auch weitere Erinnerungstafeln in unserer Gemeinde anbringen.“ In der es etwa bereits den Weg der Erinnerung gebe, der den Spuren des einstigen jüdischen Lebens in der Gemeinde folge.
Der Weg wurde von der Stolperstein AG der Gemeinschaftsschule Türkismühle konzipiert. Die sich auch an der Vorstellung der neuen Gedenktafeln beteiligte. Die AG beschäftigt sich seit 13 Jahren mit dem jüdischen Erbe der Gemeinde. Und hat etwa bereits 2012 einen Stolperstein für Lotte Koschelnik in Sötern finanziert und die Patenschaft übernommen, sich intensiv mit dem Schicksal der Familie auseinandergesetzt: Die 13-jährige Lotte wurde mit ihrer Mutter und ihrem Bruder 1943 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seitdem galten sie als verschollen. Lottes Schwester wurde bereits zuvor in den Osten deportiert, der Vater konnte fliehen.
- Ein Schicksal von vielen. Schicksale, an die die Orte gegen das Vergessen im Landkreis Sankt Wendel erinnern:
- Gonnesweiler: Raimund-Hirsch-Platz, neben Rundweg Bostalsee/Ecke Seestraße
- Sötern: Lotte-Koschelnik-Platz, Auf dem Marktplatz entlang der Hauptstraße
- St. Wendel: Eugen-Berl-Platz, Wendalinusstraße (Stadtmitte)
- Ort gegen das Vergessen, am Panoramarundweg oberhalb der Straße Am Kniebrecher (Nähe „Kreuz“)
- Oberthal: Harry-Schu-Platz, Groninger Straße (am Radweg)
- Tholey: Walter-Sender-Platz, vor dem jüdischen Friedhof, entlang der L135 zwischen Tholey und Theley
- Baltersweiler: Änne-Meier-Platz, Zum Grauen Dorn 7
Die neuen Gedenktafeln wurden durch das „Demokratie leben!“-Programm des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.