Nicht zuletzt die Corona-Demonstrationen zeigten, welche krude Denkweisen in Teilen der Gesellschaft vorhanden sind. Denn neben Kritikern der Corona-Maßnahmen nutzten auch Anhänger diverser Verschwörungstheorien, christliche Fundamentalisten, Radikale, Rechtsextreme die Demonstrationen als Bühne, um ihre Vorstellungen und Weltanschauungen offen zur Schau zu stellen. Der Religionswissenschaftler Matthias Pöhlmann beobachtete die Corona-Demos bundesweit. Dabei stellte er fest, das sich dort auch Anhänger der „rechten Esoterik“ präsentierten. 2021 veröffentlichte Pöhlmann ein Buch über rechte Esoterik, jüngst hielt er einen Online-Vortrag zum Thema. Eine Veranstaltung, die von den Partnerschaften für Demokratie des Saarpfalz-Kreises und des Landkreises Sankt Wendel angeboten wurde.
„Rechte Esoterik“ umfasse laut Pöhlmann „Gruppierungen, Bewegungen und Einzelakteure, die Esoterik als Möglichkeit für die Verbreitung von Feindbildern sowie von antidemokratischem und rechtem bzw. geschlossenem Denken nutzen.“ Die Bestandteile: rechtes Verschwörungsdenken und Spiritualität. Die Vorstellung, eine geheime Gruppe kontrolliere die soziale und politische Ordnung, paare sich dabei mit dem Glauben an die eigene höhere, spirituelle Erkenntnis, die eben alles durchschaue. Anhänger*innen dieser Denkweise bezeichnete Pöhlmann daher als „esoterische Überwisser“, die ihre angeblichen Erkenntnisse aus obskuren Quellen beziehen. Ein antirationalistisches Denken, das sich auch von etablierten Medien und Parteien abgrenze, werde gespeist durch sogenannte „alternative“ Informationen, die durch diverse Online-Medien und entsprechendeVerlage zur Verfügung gestellt werden. Es handele sich um ein Netzwerk von Menschen und Organisationen, das die demokratische Grundordnung in Frage stelle, Umsturzfantasien hege, antisemitische Verschwörungsmythen aufgreife.
Ein Randphänomen, dennoch eine Herausforderung für die freiheitlich-demokratische Grundordnung. Denn, und das haben auch die Corona-Demos gezeigt: Verschwörungsmythen fallen in Teilen der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden. Zu einer zunehmenden Radikalisierung ist es dann nicht mehr weit. Im Kern stehen sich dabei zwei Gesellschaftsmodelle gegenüber: ein offenes und ein geschlossenes. Aufgabe und Pflicht eines jeden Demokraten, einer jeden Demokratin ist es, die offene Gesellschaft zu verteidigen. Unter anderem durch Aufklärung, Information, Kritik. Die wehrhafte Demokratie ist auch hier gefragt. Und dazu wollen die Partnerschaften für Demokratie des Saarpfalz-Kreises und des Landkreises Sankt Wendel beitragen. Etwa durch Vorträge wie jenen von Matthias Pöhlmann.
Matthias Pöhlmann: Rechte Esoterik. Wenn sich alternatives Denken und Extremismus gefährlich vermischen, https://www.herder.de/geschichte-politik-shop/rechte-esoterik-gebundene-ausgabe/c-34/p-22237/
